Angelika Stenzel-Twinbear

Brandschutz-Ingenieurwesen


Fire Protection Engineering

 
 

Kennzeichnung barrierefreier Flucht- und Rettungswege

– Exklusion, Separation, Integration und Inklusion –

Dieser Artikel ist in der 3. Ausgabe der Zeitschrift Bauen+ (Fraunhofer IRB) im Mai 2020 veröffentlicht worden: Baufachbibliothek des Fraunhofer IRB (der Link führt direkt zum pdf-Dokument in der Datenbank des IRB).

Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Thema “Rettungswegkennzeichen”. Insbesondere mit der Frage, wie Rettungswege (einschließlich Evakuierungsaufzüge) für alle Menschen diskriminierungsfrei gestaltet und gekennzeichnet werden können. Mit den Begriffen “Exklusion”, “Separation”, “Integration” und “Inklusion” stelle ich deren Bedeutung und Anwendung im Bereich der Rettungswegkennzeichnung vor.

Immer dann, wenn Menschen “gelabelt” werden, z.B. mit der symbolischen Darstellung des Rollstuhlnutzers, der stellvertretend für alle Menschen mit besonderen Merkmalen und Fähigkeiten verwendet wird, oder wenn Menschen “in Schubladen gesteckt” werden, empfinde ich das als diskriminierend. Ich versuche, den Begriff “Behinderung” so gut es geht zu vermeiden, da er in seiner Bedeutung auf ein Defizit abstellt. Schon diese Tatsache allein erscheint mir diskriminierend. Denn es steckt so viel mehr in jeder/m Einzelnen.

Persönlich kenne ich auch keinen einzigen Menschen mit besonderen Fähigkeiten und Merkmalen, der diese besonders kennzeichnen möchte. Mal abgesehen vom “Oskar”, oder anderen Auszeichnungen, die jemand erworben hat und meist gerne zeigt. Hierbei handelt es sich aber auch nicht um eine Kennzeichnung, sondern Auszeichnung besonderer Leistungen, die nach einer Weile in die Vitrine oder Schublade wandert.

In meinem täglichen Leben mache ich ganz im Gegenteil immer wieder die Erfahrung, dass Menschen mit besonderen Fähigkeiten und Merkmalen alles dafür tun, möglichst unauffällig zu sein, “normal” zu leben – was auch immer dieser Begriff für jeden einzelnen von uns bedeuten mag.

Mein persönlicher Held ist mein Vater, der blind und schwerhörig immer noch viele Dinge des täglichen Lebens eigenständig verrichtet. Ich kenne kaum einen Menschen mit einem besseren Gedächtnis. Kaum jemanden der mutiger ist. Im öffentlichen Raum verwendet er das Blindenzeichen, sichert es ihm doch manche Aufmerksamkeit, die wir einandere ohne Kennzeichnung nicht zukommen lassen. Schade eigentlich.